DIE INSEL DER MAGIER, HEILER UND SCHAMANEN

 

Meine Heimatinsel Bali ist mit einem dichtmaschig geknüpftem Netz schamanisch-magischer Aktivitäten durchwoben ist. Zahlreiche Schamanen und Magier beiderlei Geschlechts erbringen hier täglich ganz besondere Dienstleistungen, die vorwiegend von meinen Landsleuten in Anspruch genommen werden.

Die meisten Touristen nehmen davon kaum Notiz, und das hat seinen besonderen Grund: Alles, was mit Schamanismus und Magie und deren Repräsentanten in irgend einem Zusammenhang steht, gilt den Inselbewohnern als 'anker sekali' (d. h. als 'fremdartig' bzw. 'besonders gefährlich'). Meine Landsleute hüten sich deshalb davor, mit einem Touristen oder Außenstehenden über Bereiche des sogenannten 'Übernatürlichen' auch nur zu sprechen. Sie glauben, dass Unheil über sie selbst oder ihre Familien hereinbrechen würde, wenn sie dieses kulturell konditionierte, überall auf der Insel anzutreffende Schweigegebot verletzten. 

Die Zahl der auf Bali angebotenen schamanisch-magischen Dienste übersteigt jene des traditionellen Schamanismus bei weitem. Während sich der Schamanismus auf traditionelle schamanische Dienste wie Heilung, Informationsbeschaffung von der 'Anderen Seite', auf Kraftübertragung und Divination (Voraussage ungewisser oder erst in der Zukunft eintretender Ereignisse) beschränkt, beinhaltet seine balinesische Ausformung auch weiss- und schwarzmagische Praktiken. Dabei handelt es sich primär um Liebeszauber, Gegen-, Harmonisierungs-, Fruchtbarkeits-, Erfolgs-, Abwehr- und Schadenszauber sowie andere magische Operationen, die im Westen längst der Vergessenheit anheimgefallen sind oder als Aberglaube abgetan werden.